Kritischer Rückblick nicht ohne Stolz

Veröffentlicht am 19.10.2013 in Ortsverein
 

Michael Porzelt, Karin Becker, Elke Ringl-Klank und Mirko Witkowski

Von Nina Lipp / Schwarzwälder Bote
Schramberg. Persönlich sei sie geworden, und dadurch sehr lebendig – so beschreibt das Redaktionsteam die Festschrift, die anlässlich des 125-jährigen Bestehens des SPD-Ortsvereins auf die Beine gestellt wurde.

Elke Ringl-Klank, Monika Rudolf, Michael Porzelt, Mirko Witkowski und Karin Becker waren mit vielen weiteren engagierten Helfern an dem Zustandekommen der Schrift beteiligt. "Zwei Jahre intensive Arbeit stecken darin", weiß der Vorsitzende des Ortsvereins, Mirko Witkowski.

Erst zwei Tage vor dem Festakt zum 125-jährigen Bestehen des SPD-Ortsvereins lag die aktuelle Festschrift druckfrisch auf dem Tisch – keiner außer Stadtarchivar Carsten Kohlmann habe sie davor zu Gesicht bekommen.

Anlässlich des 90-jährigen und des 100-jährigen Bestehens des Ortsvereins wurden bereits zwei Festschriften verfasst: In der Schrift "Rotliegendes" hatte Gernot Stähle die Geschichte der Arbeiterbewegung in Schramberg aufgearbeitet, zehn Jahre später ließ er in "Vorwärts und nicht vergessen" dann auch Zeitzeugen zu Wort kommen. Beide Schriften zeichneten sich durch eine "sehr wissenschaftliche Herangehensweise" aus, so Michael Porzelt.

In der aktuellen Festschrift habe man, aufgrund des im Vergleich übersichtlichen Zeitrahmens, viele zu Wort kommen lassen, die das vergangene Vierteljahrhundert des Ortsvereins aktiv mitgeprägt haben – wohl wissend, dass solche Beiträge immer höchst subjektiv ausfallen.

Stähle hatte in den 1950er- Jahren in mühevoller Arbeit das ortsvereinseigene Albert-Bauer-Archiv, benannt nach dem früheren SPD-Ortsvereinsvorsitzenden, aufgebaut, das in diesem Jahr in das Stadtarchiv als Leihgabe integriert wurde.

Auf Basis dieser "hervorragenden Vorarbeit Stähles" habe man auf fundiertes und gut strukturiertes Material jederzeit zurückgreifen können, so Karin Becker.

Auch der Titel der aktuellen Jubiläumsschrift basiert auf einem Zitat aus einem traditionellen Arbeiterlied: "Mit uns zieht die neue Zeit!" "Wir waren selbstkritisch genug, dem Titel für die Festschrift ein skeptisches Fragezeichen anzuhängen", so Witkowski.

Das Redaktionsteam, das sich vor zwei Jahren erstmals traf, um ein Konzept zu erarbeiten, sei sich schnell einig gewesen: Weil die ersten 100 Jahre durch die Arbeit von Stähle und Kohlmann "sehr gut dokumentiert waren", sollte der Schwerpunkt der aktuellen Festschrift auf den vergangenen 25 Jahren liegen. Nicht ohne das Angebot des Schramberger Historikers Günter Buchholz anzunehmen, einem komprimierten Beitrag über die ersten 100 Jahre der Geschichte des Schramberger SPD-Ortsvereins beizusteuern.

Zusammen mit dem Beitrag von Stadtarchivar Carsten Kohlmann seien diese beiden Beiträge "ein hervorragender Einstieg in die Festschrift", so Porzelt. Kohlmann, der seit über 25 Jahren Postkarten aus seiner Heimatstadt Schramberg sammelt, erwarb erst in diesem Sommer über das Internetauktionshaus ebay eine Postkarte, die den 1.-Mai-Umzug durch die Schramberger Innenstadt von 1910 dokumentiert – ein echter Glücksgriff, zeigt dieses Foto doch den ersten großen Demonstrationszug, den die SPD, die Freien Gewerkschaften und die ihnen nahestehenden Arbeiterkultur- und Sportorganisationen am 1. Mai 1910 in Schramberg veranstalteten. Diese und eine weitere Postkarte aus Kohlmanns umfangreicher Sammlung mit demselben Motiv, stellte der Stadtarchivar für die aktuelle Festschrift zur Verfügung, nicht ohne einen Beitrag zur Entstehungsgeschichte dieser historischen Dokumente beizusteuern.

Weitere Themen der Festschrift sind die Vorstellung der Vorsitzenden des Ortsvereins ab 1988, ein Beitrag über die Arbeit der SPD-Fraktion, sowie Beiträge über die beiden aus den Reihen der SPD stammenden Oberbürgermeister, Roland Geitmann und Herbert O. Zinell. Geitmann, dessen Amtszeit (1974 bis 1982) zwar nicht in den vergangenen 25 Jahren liegt, habe man einen Platz in der aktuellen Festschrift eingeräumt, da dessen Arbeit in den beiden Vorgängerschriften nicht ausreichend gewürdigt worden sei, so Ringl-Klank.

Weitere Beiträge widmen sich dem Magazin des Ortsvereins, "Blättle", den politischen Samstagnachmittagen und dem "Markenzeichen" des Ortsvereins, intensiv geführten politischen Kontroversen.

Exemplarisch dafür erinnern sich Mitglieder an die Diskussionen über den Kosovo-Konflikt und die Agenda 2010, die, so das Redaktionsteam, mit soviel Engagement und Herzblut geführt worden waren, dass sogar langjährige Freundschaften unter den Ortsvereins- Mitgliedern belastet wurden.

Ein weiterer Beitrag widmet sich der Vorstellung der Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF). Anlehnend an den Titel der Festschrift habe man – ganz in der Tradition des diskutierfreudigen und selbstkritischen Ortvereins – auch kritischen Anmerkungen Platz eingeräumt: Mitglieder und Freunde wurden nach ihrer Meinung zu den Aufgaben der Zukunft des Ortsvereins befragt: Wie seht ihr das: "Zieht uns die neue Zeit? – Zieht sie uns mit?" u Die 60-seitige Festschrift können Interessierte in der Buchhandlung Klaussner erwerben.

 
 

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