Heinz Rapp: Ein Schramberger als Versöhner von Katholizismus und Sozialdemokratie

Veröffentlicht am 21.10.2013 in Ankündigungen
 

Die SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel (links) und Heinz Rapp (rechts) im Bundestagswahlkampf 1981. Foto: Stadtarchiv

Schramberg (ck). Das gemeinsame Gründungsjahr 1888 führt die Kolpingsfamilie und den SPD-Ortsverein am Freitag zum ersten Mal in ihrer Geschichte zu einer gemeinsamen Veranstaltung zusammen, in deren Mittelpunkt der aus Schramberg stammende Katholik und Sozialdemokrat Heinz Rapp stehen wird, der vor sechs Jahren in Pfinztal-Söllingen gestorben ist.

Die Geschichte der Annäherung zwischen Katholizismus und Sozialdemokratie in den ersten Jahrzehnten der jungen Bundesrepublik ist noch nicht geschrieben. In ihr müsste auch ein Schramberger an prominenter Stelle Platz finden: Heinz Rapp (1924 bis 2007), aus einem streng katholischen Elternhaus in der Berneckstraße 46 im Stadtteil „Spittel“ stammend, gehört zu den Vordenkern einer Überwindung der klassischen „Milieus“ des 19. Jahrhunderts.

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein standen sich die meisten Katholiken und Sozialdemokraten ablehnend gegenüber. Papst Pius XI. (1857 bis 1939) hatte 1931 in seiner Sozialenyzklika „Quadragesimo anno“ unmissverständlich erklärt: „Religiöser Sozialismus, christlicher Sozialismus sind Widersprüche in sich; es ist unmöglich, gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Sozialist zu sein.“ In einer Industriestadt wie Schramberg wurden diese Fragen intensiv diskutiert, da hier eine starke katholische Kirche und eine starke sozialistische Arbeiterbewegung aufeinandertrafen.

Der Bankkaufmann Heinz Rapp war nach Kriegsdienst und Gefangenschaft wie viele andere aus seiner Generation in der Nachkriegszeit zunächst in der katholischen Schwabenjugend aktiv. 1950 verheiratete er sich mit Maria-Elisabeth Fischer, deren Familie in der Hauptstraße 24 das bekannte Schuh- und Pelzgeschäft Schweizer führte. 1957 wurde er SPD-Mitglied und nahm im Zuge seiner beruflichen Entwicklung 1959 von Schramberg Abschied. 1972 wurde er im Wahlkreis Göppingen in den Bundestag gewählt, dem er bis 1987 angehörte.

Bereits in den 1950er Jahren – noch vor dem Godesberger Programm der SPD – verfasste Heinz Rapp Positionspapiere für die Parteiführung zur Verbesserung des Verhältnisses zur katholischen Kirche. Nach seinem Parteieintritt entwickelte er sich rasch zu einem wichtigen Fachmann in „Catholica“ und half später – nicht zuletzt in Grundwertekommission und Programmkommission sowie als Mitglied des Zentralkomites der Deutschen Katholiken – entscheidende Weichen zu stellen.

Der Museums- und Geschichtsverein Schramberg hat am Freitag, 25. Oktober, in Kooperation mit der Kolpingsfamilie und dem SPD-Ortsverein den Kirchenhistoriker Dominik Burkard zu einem Vortrag über den Katholiken und Sozialdemokraten Heinz Rapp eingeladen. Der Referent ist seit 2003 Professor für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem das Verhältnis von Staat und Kirche, die Geschichte des Katholizismus im 19. und 20. Jahrhundert, Wissenschafts- und Universitätsgeschichte sowie die Geschichte von Römischer Inquisition und Indexkongregation.

Der Vortrag findet um 19 Uhr im Seminargebäude „Schlössle“ der Volkshochschule Schramberg statt. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an den Vortrag besteht bei einem Empfang Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch.

 
 

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