Demokratische Tradition seit 125 Jahren

Veröffentlicht am 14.10.2013 in Ortsverein
 

Herbert Zinell (links) hat Hans Uhse geehrt. Foto: Nina Lipp

Von Nina Lipp / Schwarzwälder Bote
Schramberg - "150 Jahre Sozialdemokratische Partei Deutschlands und 125 Jahre SPD in Schramberg. Wir Sozialdemokraten haben allen Grund, stolz zu sein auf eine seit der Gründung unserer Partei ungebrochene demokratische Tradition. "Mit diesen Worten eröffnete Mirko Witkowski, amtierender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, seine Begrüßungsrede zum Jubiläums- Festakt im voll besetzten Bärensaal.

Zahlreiche Mitglieder und Freunde der Partei waren am Samstag nach Schramberg gekommen, um mitzufeiern: Die beiden ehemaligen Oberbürgermeister aus den Reihen der SPD, der Verwaltungsrechtler Roland Geitmann sowie der heutige Ministerialdirektor, Herbert O. Zinell waren anwesend. Geitmann nahm nach seiner Amtszeit in Schramberg von 1983 bis 2006 eine Professur für Öffentliches Recht an der Hochschule Kehl an. Zinell stand von 1990 bis 2011 an der Spitze der Stadtverwaltung und ist als Ministerialdirektor der zweite Mann im Baden-württembergischen Innenministerium. Auch Antje Huber war gekommen, die nach der Bundestagswahl 1976 als Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Schmidt tätig war.

Eigens aus Schleswig-Holstein angereist war der ehemalige Ortsvereinvorsitzende Reinhard Großmann, ebenso zu Gast waren der Kreisvorsitzende Klaus Eisenhart sowie der Bundesvorsitzender des Netzwerkes türkeistämmiger Mandatsträger und Stuttgarter Stadtrat Ergun Can, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Berthold Kammerer, sowie der Fraktionsvorsitzende des Gemeinderats, Hans Jörg Fahrner und SPD-Regionalgeschäftsführer Markus Schupp.

Witkowski freute sich zudem, neben mehreren Schulleitern Vertreter der anderen im Gemeinderat vertretenden Parteien sowie Vertreter der Stadtverwaltung begrüßen zu können.

Stadtarchivar Carsten Kohlmann hielt eine fundiert recherchierte Festrede, in der er die Gründungszeit der SPD aus stadtgeschichtlicher Perspektive porträtierte. Im Anschluss präsentierte der ehemalige Vorsitzende des SPD Ortsvereins, Werner Klank, mit humorvollen Kommentaren Schnappschüsse, die die zahlreichen und weit über das politische Engagement hinausgehenden Aktivitäten des Schramberger Ortsvereins zeigen.

Es folgte eine von Martin Himmelheber moderierte Talkrunde mit Oberbürgermeister Thomas Herzog, Roland Geitmann, Antje Huber, Klaus Eisenhart und Ergun Can. Elke-Ringl-Klang stellte die in zweijähriger intensiver Arbeit entstandene Festschrift zum Jubiläum vor, die unter dem Titel "…mit uns zieht die neue Zeit!?" anlässlich des Jubiläums veröffentlicht wurde. Neben ihr gehören Monika Rudolf und Michael Porzelt dem Redaktionsteam an.

Willy-Brandt-Medaille an Hans Uhse verliehen

Ein Höhepunkt des Festakts war die Auszeichnung Hans Uhses, der 1953 in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands eintrat. Für sein politisches Engagement wurde er von Zinell mit der "Willy-Brandt-Medaille" ausgezeichnet. Zinell gehörte zu Uhses Schramberger Zeiten den Jungsozialisten an und erinnerte sich in seiner Laudatio an die gemeinsame Zeit in Schamberg: Damals hätten die Jusos den älteren Genossen wie Uhse das Leben schwer gemacht: "In den bis weit nach Mitternacht dauernden Mitgliederversammlungen, in denen wir (die Jusos) sehr ideologisch und streitbar versuchten, unsere Meinung in Beschlüssen durchzusetzen", sei das Verhältnis oft strapaziert worden. Nicht zuletzt die aufgeschlossene und tolerante Art Uhses habe dazu geführt, dass das so belastete Verhältnis zu den älteren Genossen keinen dauerhaften Schaden davongetragen habe.

Uhse, der ein typisches Nachkriegsschicksal erleiden musste, kam, nachdem er verschiedene Posten beim DGB innehatte, 1969 als Erster Bevollmächtigter der IG Metall-Verwaltungsstelle nach Schramberg. Er verkörpere, so Zinell, den "Typus eines Schramberger SPD-Mitglieds, wie Eugen Müller, Otto Wilhelm und Josef Neef", wie sie heutzutage nur noch selten anzutreffen seien. Uhse habe sich "Anerkennung und Autorität auch dadurch erworben, dass er sich nützlich gemacht" habe.

Uhse, der mittlerweile in Gengenbach lebt, war unter anderem Ortsvorsitzender der SPD und übte später verschiedene Funktionen im Ortsvorstand aus, gehörte von 1975 bis 1989 dem Gemeinderat und von 1971 bis 1979 dem Kreistag an. Daneben engagierte er sich bei der AWO, in der Prüfungskammer für Kriegsdienstverweigerer und im Selbsthilfewerk für Arbeitslose - "und dies alles neben einer anstrengenden und verantwortungsvollen Berufstätigkeit, welche selbst viele ehrenamtliche Aufgaben wie in der Selbstverwaltung der AOK mit sich brachte", lobte Zinell voller Anerkennung. Die langjährige freundschaftliche Verbundenheit der beiden Männer äußerte sich in einer innigen Umarmung.

Zinell wagte in seinem mit "Ausblick" überschriebenen Schlussbeitrag kritische, aber auch Mut machende Gedanken zur SPD mit Blick auf das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl. Angesichts dieses "zweitschlechtesten Ergebnis der jüngsten Geschichte unserer Partei" sei eine Neupositionierung der SPD unumgänglich. Die Partei sei gealtert, ehemalige Stammwählergruppen fühlten sich durch die Sozialdemokraten nicht mehr repräsentiert. Insofern sei es notwendig, die Parteien-Programmatik den gesellschaftlichen Realitäten anzupassen. Nur so könne sich die SPD wieder als "Partei des Fortschritts" profilieren. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Gruppe "Querbeet" mit traditionellen Arbeiterliedern:

 
 

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