Carsten Kohlmann führt SPD-Frauen durch die Jonas-Siedlung

Veröffentlicht am 16.09.2010 in Arbeitsgemeinschaften
 

Werner Klank, Monika Rudolf, Hildegard Klaussner, Elke Ringl-Klank, Carsten Kohlmann, Mirko Witkowski, Barbara Porzelt

Schramberg (erk). Von einem historischen Ereignis sprach Stadtrarchivar Carsten Kohlmann, der den SPD-Frauen und weiteren Mitgliedern des SPD-Ortsvereins bei einem Spaziergang wissenswertes über die „Jonas-King-Siedlung“ berichtete. Diese zwischen 1924 und 1928 mit Unterstützung der Schramberger Arbeiterbauhilfe gebauten 13 Häuser in der Landenberger- und der Tiersteinstraße waren in den vergangenen Jahrzehnten nicht im Mittelpunkt des Interesses gestanden, deshalb freute sich Carsten Kohlmann über die Gelegenheit, dieses in Deutschland einmalige Beispiel einer Arbeitersiedlung zu erläutern.

Aufgrund des großen Wohnungsmangels nach dem ersten Weltkrieg und der schlechten Finanzlage der Gemeinde hatte Jonas King, einer der bedeutendsten SPD-Kommunalpolitiker seiner Zeit, die Idee, dass Arbeiter den Bau von Häusern unterstützen könnten. Sie sollten der Stadt ein Prozent ihres Bruttolohnes als Darlehen zur Verfügung stellen.
Der damalige Bürgermeister Eugen Ritter war ein großer Förderer des Projekts, an welchem sich über 70 Prozent der Arbeiter beteiligten. Bedenken kamen allerdings von Seiten des Gemeinderats, wo darüber geklagt wurde, dass die Häuser zu „gleichförmig“ seien. Abhilfe wurde dadurch geschaffen, dass jedes Haus eine andere Farbe bekam. So nannte man die im Volksmund bekannte Jonas-Siedlung seinerzeit auch spöttisch „Farbschachtel“.
Die für ihre Zeit gut konzipierten Häuser hatten Wohnungen mit drei Zimmern und Küche, sowie geräumigen Kellern und einer Waschküche mit Badewanne. Es gab für die Frauen auch die Gelegenheit, in einem der Häuser , in welchem Katharina Haid, die erste Betriebsrätin der Firma Junghans in den 20er-Jahren gewohnt hatte, die Kellerräume zu besichtigen.
Ein weiteres Beispiel genossenschaftlichen Handelns durch den in Schramberg existierenden Siedlungsverein und die Spargenossenschaft konnte auf dem Rundgang in der hinteren Landenbergerstraße betrachtet werden. Mit beachtlicher Eigenleistung wurde 1924 der im Wohnungsbau vollkommen neuartige Terrassenbau errichtet, wobei von den Genossenschaftsmitgliedern das Baumaterial, bestehend aus Schlacke von Lokomotiven weitgehend selbst hergestellt wurde.
Carsten Kohlmann begeisterte die Teilnehmer durch sein umfangreiches Wissen zur Stadtgeschichte sowie durch seine humorvollen und interessanten Schilderungen zum damaligen Zeitgeschehen.
Seinen Abschluss fand der Spaziergang im Landenbergerzimmer des Stadtarchivs, wo Dokumente und Bilder eingesehen werden konnten und der Archivar die eine oder andere Frage fachkundig beantwortete. Die ASF-Vorsitzende Hildegard Klaussner hoffte, nach dem Dank an Stadtarchivar Carsten Kohlmann für diesen interessanten Abend, auf diese Art wieder einmal wissenswertes über Schrambergs Arbeitergeschichte zu erfahren.

 
 

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