AWO feiert 90. Geburtstag

Veröffentlicht am 08.12.2009 in Ortsverein
 

Gernot Stähle blickte in der AWO-Seniorenbegegnung auf 90 Jahre Arbeiterwohlfahrt zurück. Foto: Mirko Witkowski

Schramberg (wit). Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) feiert in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. Auch wenn es die AWO in Schramberg erst seit 81 Jahren gibt, wurde nun in der Seniorenbegegnung mit Sekt auf den runden Geburtstag angestoßen.

Gernot Stähle gab einen kurzweiligen Rückblick auf die Geschichte der AWO. Dem Anlass entsprechend waren auch die Schramberger AWO-Vorsitzende Elke Ringl-Klank und der SPD-Vorsitzende Mirko Witkowski in den Spitteltreff gekommen.

Bevor Gernot Stähle zu Wort kam, gratulierte Gaby Hülsmann den aktuellen Geburtstagskindern in der Seniorenbegegnung. Die Schramberger AWO-Vorsitzende Elke Ringl-Klank machte deutlich, dass man bewusst nicht mit Pomp feiere, aber den Anlass dennoch würdig begehen wolle. Mit Gernot Stähle hatte Elke Ringl-Klank einen ausgewiesenen Fachmann für die Geschichte der Schramberger Arbeiterbewegung eingeladen. Stähle hatte auch die im Jahr 2003 erschienene Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der Schramberger AWO verfasst.

„Die alte Dame scheint mir immer noch quicklebendig zu sein“, gratulierte Referent Gernot Stähle der AWO zum 90. Geburtstag. Obwohl die AWO längst nicht mehr „soziale Selbsthilfe der Arbeiterschaft“ ist, kommen laut Stähle immer noch die Werte der Arbeiterbewegung zum Tragen. Den Anstoß zur Gründung der AWO gab die Frauensekretärin der SPD Maria Juchaz (1879-1956). Im Dezember 1918 beschloss der SPD-Parteiausschuss in Berlin eine große Wohlfahrtsorganisation zu gründen. Damit sollte neben der Partei und den Gewerkschaften eine dritte Säule der Arbeiterbewegung aufgebaut werden.

Große Geschichte lässt sich laut Stähle oft auch an lokalen Gegebenheiten festmachen, so zum Beispiel in Schramberg. Auch hier gab es nach Ausbruch des ersten Weltkrieges einen Hilfsausschuss. Zur Begutachtung der hilfsbedürftigen Familie wurden damals auch einige Damen hinzugezogen. Genau der Begriff Damen sorgte für Ärger. Für Karl Kupfer (1866 – 1937) war klar, dass nicht nur Damen sondern auch Arbeiterfrauen dem Hilfsausschuss angehören sollten. Der Wunsch nicht nur Klientel zu sein, sondern eine eigene, weltanschaulich sozialdemokratisch geprägte Wohlfahrtsorganisation entgegenzustellen, führte zur Gründung der Arbeiterwohlfahrt.

Dennoch klappte es in Schramberg erst im dritten Anlauf im Jahre 1928. Damals machten sich sozialdemokratische Frauen Gedanken, wie sie an Weihnachten Kinder beschenken könnten. Durch einen Blumentag brachten sie schließlich das notwendige Geld zusammen. Dieser Blumentag wurde unter dem Namen der Arbeiterwohlfahrt, Ortsgruppe Schramberg, veranstaltet. Zu den Einnahmen vom Blumentag kamen weitere Spenden. Schließlich wurden am 23. Dezember 1928 35 Familien beschenkt. Gernot Stähle: „Am Anfang der Schramberger Arbeiterwohlfahrt stand ein Blumentag. Gab es in Schramberg je eine schönere Vereinsgründung?“

Motor der Arbeiterwohlfahrt waren damals wie heute Frauen. Als Vorsitzenden wählten die Frauen jedoch Albert Bauer, nachdem das Archiv des SPD-Ortsvereins benannt ist. Schwerpunkte der Arbeiterwohlfahrt waren neben der allgemeinen karitativen Tätigkeit der Betrieb einer Nähstube, die Sammlung von Geldmitteln, der alljährliche Verkauf von Weihnachtslosen sowie der Kampf gegen den Abtreibungsparagraphen 218.

Eine klare Trennung von SPD-Frauenorganisation und AWO war vor 1933 nicht möglich. Dann wurden SPD und AWO von den Nazis zerschlagen. Am 9. Februar 1947 gründeten Schramberger Sozialdemokraten wiederum eine Ortsgruppe des württembergischen Sozialverbandes, wiederum mit Albert Bauer an der Spitze. Als die französische Besatzungsmacht im August 1947 die AWO anerkannte, war die Trennung von Sozialdemokratie und AWO bereits vollzogen. Die AWO bejahte zwar die sozialpolitischen Ziele der SPD, stand aber fortan auch für Mitglieder anderer Parteien offen. Eines blieb jedoch gleich: „Frauen machten die Arbeit, die Männer stellten die Vorstände“, so Stähle mit einem Augenzwinkern. Nach Albert Bauer kamen Josef Schneider, Heinrich Raufer, Pius Kopp, Albert Bäumer und Hans Jörg Fahrner. Mit Margot Hülsmann stand zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Schramberger AWO. Auf sie folgte Elke Ringl-Klank, die in der jüngsten AWO-Seniorenbegegnung mit den Besuchern auf den 90. Geburtstag der AWO anstieß.

 
 

Wetter-Online

Counter

Besucher:76106
Heute:110
Online:5