Entwicklung der Museumslandschaft in Schramberg

Veröffentlicht am 10.11.2007 in Pressemitteilungen
 

"Keine Zukunft ohne Herkunft" unter dieses Motto stellte OB Dr. Herbert Zinell seinen Vortrag über die Entwicklung des Museumslandschaft in Schramberg beim kommunalpolitischen Samstag-Nachmittag des SPD-Ortsvereins.
In seinem Forum Kommunalpolitik informiert der SPD-Ortsverein über kommunalpolitisch relevante Themen und pflegt das Gespräch mit den Betroffenen.

Der Ortsvereinsvorsitzende Mirko Witkowski konnte dazu im Multimediaraum der Autosammlung Steim eine große Anzahl von Interessenten begrüßen. Er verwies auf die vielfältigen Museums- und Ausstellungsangebote der Stadt. Viele Bürgerinnen und Bürger sind ehrenamtlich in diesem Bereich tätig, so hob Witkowski neben den Aktivitäten des Museums- und Geschichtsvereins aus den eigenen Reihen die Tätigkeit des SPD-Archivars Gernot Stähle und von Karin Becker hervor, die stark im Stadtmuseum engagiert sind.

OB Dr. Herbert Zinell umriss in seinem Vortrag seine eigenen Vorstellungen und betonte, dass noch offen sei, wie der Gemeinderat dazu entscheiden wird.
Kultur ist seiner Überzeugung nach in der globalisierten Wissensgesellschaft kein Randgebiet, sondern ein zentrales Politikfeld. Der Blick in die Vergangenheit helfe bei der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft. Die Geschichte Schrambergs sei geprägt durch die Adelsherrschaft der Burg Schramberg, die Entwicklung als Markt und seit der Industrialisierung mit der Uhren- und Feinwerktechnik eng verbunden als Arbeiter- und Industriestadt. Für die Zukunft werden immer mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich und damit Freizeit- und Tourismusförderung wichtig. Umfragen zeigen, führte der OB aus, dass gut geführte Museen in der Publikumsgunst ganz oben stehen, sogar noch vor Kinos und Bädern. Hier sollte Schramberg ansetzen und seine Angebote entsprechend zukunftsfähig vermarkten.
Museen sind fachlich geleitete, auf Dauer angelegte Sammlungen, die in geeigneten Räumen betrieben und betreut werden und dem Publikum zugänglich sind. Schramberg kann hier mit dem Stadtmuseum und dem Dieselmuseum aufwarten.
Das Angebot an Ausstellungen umfasst auf dem Sulgen die Ausstellung europäischer Glasmalerei und der Fehrenbach-Krippen sowie das Kreuzigungsfresko in der Alten St. Laurentiuskirche, in Waldmössingen das Römerkastell, in der Talstadt die Burgenausstellung von Horst Hess und in Heiligenbronn den Zyklus "Leben Jesu" im Haus Lebensquell.
Bei den Sammlungen ist die Autosammlung Steim zu nennen und (im Entstehen) die Bibelerlebniswelt in Schönbronn.
Die private Autosammlung Steim bietet mit über 100 Oldtimern auf 3000 qm spannende Einblicke in die Geschichte des internationalen Automobilbaus. Obwohl die neue Einrichtung noch gar nicht in den Führern aufgenommen ist, zählte sie bisher schon 7500 Besucher. Es ist also anzunehmen, dass sie noch viele Besucher nach Schramberg zieht.
OB Zinell machte auch auf die weiteren Kulturgüter Schrambergs aufmerksam, auf Bauten wie St. Maria mit den Hauserplastiken und der Walkerorgel und die Späthorgel von Heilig Geist, den Park der Zeiten und den Junghans-Terrassenbau sowie die Falkensteiner Kapelle. Er regte eine bessere Ausschilderung dieser und aller kulturell bedeutenden Bauten für auswärtige Besucher an.

Neben diesen vorhandenen Kulturschätzen soll der beschlossene Technikmuseumspark H.A.U die Attraktivität Schrambergs fördern und breite Kreise ansprechen. Auto- und Uhrenmuseum werden unter dem Stichwort "Erfinderzeiten" verbunden mit den überregional bedeutenden Industriebauten. Die Nachbarschaft zur Sammlung Steim, dem Dieselmuseum und dem Stadtmuseum macht einen Besuch gerade für Auswärtige noch interessanter. Die einzigartige Sammlung von 5000 industriell gefertigten Uhren stellt einen Bezug zur Stadtgeschichte Schrambergs her und wird ergänzt durch technikgeschichtliche Querbeziehungen zwischen Uhren- und Autoindustrie.
OB Zinell hält die Sammlung Sauter mit Autos aus den 50/60-er Jahren für eine gute Ergänzung zur Autosammlung Steim, weil sie die „Mobilität des kleinen Mannes“ in den Zeiten des wirtschaftlichen Aufbaus nach dem zweiten Weltkrieg zeigt. Der Museumsbau soll (ähnlich wie im Daimlermuseum Stuttgart) in 4 Etagen eine Zeitreise bieten, beginnend mit „Uhrzeiten“ im 4. Obergeschoss, über Improvisationsjahre im 3., Wiederaufbauzeit im 2. und Wirtschaftswunderzeit im 1. Stock zum Eingangsbereich im Erdgeschoss.
OB Zinell machte deutlich, dass der Ausbau der Museumslandschaft für die Stadt einen höheren Personalbedarf im Museumsbereich bedeutet, doch sei dies eine gute Investition in den Fremdenverkehr und diene der wirtschaftlichen Belebung Schrambergs. Schramberg arbeitet für die Vermarktungsstrategien mit den Nachbarstädten und der Tourismusförderung des Landkreises zusammen.

Für das Stadtmuseum bleibt als Konsequenz des erweiterten Museums- und Ausstellungsangebots und der eigenständigen Uhrenausstellung der Kernbereich mit stadtgeschichtlichen Schwerpunkten, sozialgeschichtlich aufbereitet. Es bleibt mehr Raum und Zeit für Sonder- und Gastausstellungen und die Betreuung der städtischen Kunstsammlung, der Galerie sowie für das Mitmachmuseum. Auch könnte die Fasnetsgeschichte Schrambergs und der Raumschaft dargestellt werden. Die Krippensammlung könnte im Stadtmuseum oder als eigenes Museum, z.B. in der Alten St. Laurentiuskirche ausgestellt werden. Zur Pflege der Museumslandschaft gehört auch die Einbeziehung Tennenbronns, evtl. mit dem Aufbau der „Heimatstube“- Ausstellung.
Eine Projektgruppe unter bürgerschaftlicher Begleitung, besonders des Museums- und Geschichtsvereins sollte mit der Stadtverwaltung den Beschluss des Gemeinderats 2008/09 vorbereiten. In diesem Zusammenhang ist auch das Stadtarchiv zu sehen. Dessen Umzug vom Schloss in das Gebäude am Hammergraben und die Zusammenführung der Archivbestände im gesamten Stadtgebiet machen eine Weiterentwicklung gemeinsam mit der Museums-Konzeption nötig, betont OB Zinell. Die Fülle der neuen Aufgaben ist trotz des enormen Engagements des derzeitigen Archivars Erich Maier nicht mehr ehrenamtlich zu leisten, weshalb auch die Entscheidung über eine hauptamtliche Besetzung des Stadtarchivs ansteht.

Dies wurde auch in der anschließenden Diskussion so gesehen, wobei Karin Becker forderte, vor dem Umzug die Stelle des Archivars zu besetzen, damit der Aufbau des Archivs in den neuen Räumen von Anfang an nach dessen fachlichem Konzept erfolgen kann. Herr Maurer sieht im geplanten Aufbau der Museumslandschaft und des Archivs einen wichtigen Beitrag zur Geschichtskulturarbeit der Stadt Schramberg. Gernot Stähle macht darauf aufmerksam, dass das Uhrenmuseum fehlende Exponate durch Leihgaben und Animationen ersetzen sollte. Herr Blei wünscht eine großzügige Beschilderung und für Sonderausstellungen Banner, um auf touristische Attraktionen aufmerksamzu machen. Gerade im Medienzeitalter hält Gemeinderat Hans-Jörg Fahrner die anschauliche Vermittlung von Geschichte für wichtig; die Autosammlung lasse dazu die 50/60er Jahre gut aufleben, für die Großelterngeneration im Rückblick und für die der Enkel als Einblick in diese Zeit. Der Technikmuseumspark werde den Tourismus beleben. Die herausragende Bedeutung des Birkle-Frescos aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg in der Alten St. Laurentiuskirche sollte – so Fahrner - noch mehr als bisher hervorgehoben werden.

Mirko Witkowski dankte OB Zinell für die umfangreichen Informationen und den Zuhörern für die lebendige Aussprache. Im Anschluss an den Vortrag lud OB Zinell ein zur Führung durch die interessante Autosammlung Steim der die Gruppe gerne folgte.

 
 

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