Entscheidung zum Schulcampus fällt nach den Sommerferien

Veröffentlicht am 21.07.2017 in Ortsverein
 

Schramberg (wit). In einer sachlich geführten Debatte hat der Gemeinderat der Stadt Schramberg am Donnerstag, 20. Juli, über die Schulentwicklung in Schramberg beraten. Zwar bestehen nach wie vor unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Entscheidung die tatächlich zukunftsfähige ist, dennoch lösst die Ernsthaftigkeit der Debatte darauf hoffen, dass am Ende eine gute Lösung für die Schülerinnen und Schüler, für die Lehrerinnen und Lehrer für die Eltern und die Stadt Schramberg insgesamt gefunden wird. Hier die von unserer Fraktionsvorsitzenden Tanja Witkowski vorgetragene Stellungnahme:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Herzog,

meine Damen und Herren,

mit großer Erwartung haben wir die heutige Beschlussvorlage der Verwaltung zum Thema Schulcampus erwartet. Fast wie in einer echten Zaubershow hat Herr Herzog bis zum Schluss ein Geheimnis daraus gemacht, was die Verwaltung heute in Bezug auf das Thema Schulcampus auf den Tisch legt. Heute also platzt die Bombe, das Überraschungsei wird ausgepackt und hervorgezaubert wird ein Vorschlag, der am Anfang unserer Schulentwicklung vor einigen Jahren bereits diskutiert war und damals bereits schon einmal eindeutig durchgefallen war.

Ein funktionierender Schulverbund zwischen der Realschule und der Gemeinschaftsschule soll leichtfertig, und ohne aktuelle Notwendigkeit aufgegeben werden. Dafür soll ein neuer Schulverbund (ohne ein bestehendes Konzept bezüglich der Gemeinschaftsschule) und ohne ,(für einen Antrag einer Gemeinschaftsschule notwendige) gelebte pädagogische Praxis bezüglich Gemeinschaftsschule aus dem Boden gestampft werden. Natürlich – so könnten die Stadtteile zufrieden sein und die wirtschaftlichen Interessen des Einzelhandles würden berücksichtigt werden. Wir könnten also alle froh und glücklich sein, wenn da nicht noch die über 500 Kinder und Jugendlichen wären, die mit ihren Eltern, Lehrkräften, und Schulleitungen leider an ihrem Schulstandort Schramberg nur zu spüren bekommen, dass sie es nicht sind, die ausschlaggebend für unsere Entscheidung im Rat sind. Meine lieben Gemeinderatskolleginnen und Kollegen, das darf nicht passieren, dass wir nach 8 Jahren Schulentwicklung da ankommen, was wir heute auf dem Tisch haben- wieder am Anfangspunkt, besser gesagt am Nullpunkt. Eigentlich sind wir sogar noch tiefer angekommen. Wir haben ursprünglich ausgehend von fehlenden Räumen und Hallen für unsere Schulen zwischendurch einen guten Weg eingeschlagen und mit der Schulentwicklungsgruppe diejenigen ins Boot geholt, die echte Bildungsexperten sind, die Schülerschaft, die Eltern, die Lehrkräfte, die Schulleitungen, die am Schulleben Beteiligten, die Schulverwaltung und viele mehr.

Wenn man die heutige Beschlussvorlage sieht, muss man bilanzieren, dass wir all diesen Experten und Spezialisten nicht zugehört haben und die Meinung all dieser Bildungsexperten offenbar nichts wert war.

Die Diskussion wurde im Laufe der Sitzungen immer mehr an den Betroffenen vorbei geführt, die Stadtteile wurden gegeneinander ausgespielt, die Gruppen mit den aktivsten Lobbyisten in den Mittelpunkt gestellt und dabei unser Auftrag als Schulträger, der sich aus dem § 27, Absatz 2 des Schulgesetzes Baden-Württemberg ableitet, völlig vergessen.

Darin ist festgelegt, dass der Schulträger berechtigt und verpflichtet ist, öffentliche Schulen einzurichten und fortzuführen, wenn ein öffentliches Bedürfnis hierfür besteht. Dass dieses Bedürfnis besteht ist eindeutig und klar. Wir haben es von der leitenden Schulamtsdirektorin Sabine Rösner gehört- wir müssen alle Schularten vorhalten. Wir sind ein Mittelzentrum, wir haben rund 90 Schülerinnen und Schüler, wie wir von Udo Trost gehört haben, die diese beiden Schularten in jedem Jahrgang besuchen. Wir stehen in der Konkurrenz zu anderen Schulen in der Region und würden eine große Chance als Bildungsstandort Schramberg vergeben, wenn wir die Existenz einer der beiden Schularten Gemeinschaftsschule und Werkrealschule aufs Spiel setzen würden. Genau das tun wir aber, wenn wir heute die Auflösung des bestehenden Verbundes beschließen. Wir stärken nicht die Realschule, sondern schwächen den gesamten Schulstandort.

In § 30 A wird dieser Auftrag des Schulträgers weitergeführt. In diesem Teil des Schulgesetzes geht es um die regionale Schulentwicklung, die eine nachhaltige Sicherung eines regional ausgewogenen, alle Bildungsabschlusse umfassenden Bildungsangebotes in zumutbarer Erreichbarkeit sicherstellen soll. Schramberg ist genau so eine Bildungsregion . Wir haben also die Pflicht und das ist vielmehr eine große Chance für Schramberg, alle Bildungsabschlüsse in der Stadt anzubieten. Andere Kommunen würden sich darüber freuen, wenn sie ein solches Schulangebot anbieten dürften. Und wir wollen es gar nicht haben?

Meine Damen und Herren, wenn wir heute wirklich so beschließen, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, dann erfüllen wir unseren Auftrag als Schulträger nicht. Wir nehmen mit diesem Beschluss nämlich billigend in Kauf, dass wir die Werkrealschule und die Gemeinschaftsschule in ihrem Bestand gefährden und wir nicht mehr alle Bildungsabschlüsse anbieten können. Und eine Stärkung der Realschule, wie sie beschlossen ist, haben wir erst recht nicht.

Wie kommen wir zu dieser Erkenntnis? Ganz einfach- das Schulgesetz gibt uns den klaren und eindeutigen Rahmen. Ausgehend vom § 1 „ das Recht jedes jungen Menschen auf eine seiner Begabung entsprechende Erziehung und Ausbildung“ leitet sich der Erziehungs- und Bildungsauftrag für die Schulen ab. Darauf aufbauend aber auch die Verantwortung des Schulträgers, bestmögliche Rahmenbedingungen für die Verwirklichung des Erziehungs- und Bildungsauftrages zu bieten.

In § 8a zum Thema Gemeinschaftsschule wird festgelegt, dass eine Gemeinschaftsschule mindestens 2 zügig und mit 40 Personen in der Eingangsklasse sein muss. Lösen wir den bestehenden Schulverbund auf- haben wir 30 Kinder in der Gemeinschaftsschule- Das reicht also nicht. Weitergedacht bedeutet das, dass spätestens im nächsten Jahr die Gemeinschaftsschule bei gleichen Schülerzahlen geschlossen wird.!!!

Weiter steht im selben Paragraphen,. Dass eine Gemeinschaftsschule eine Grundschule und/oder eine gymnasiale Oberstufe beinhalten darf und dass vorübergehend auch ein Schulverbund mit einer anderen allgemeinbildenden Schule zunächst gegründet werden darf. Diesen Verbund haben wir aktuell und wir wären wirklich sehr dumm, diesen momentan zu lösen. Wir haben von Frau Rösner gehört, dass neue Schulverbünde nicht mehr genehmigt werden, warum wollen wir dann einen bestehenden, nicht zur Entscheidung anstehenden Verbund leichtsinnig auflösen?

Die beiden Schulen der Erhard-Junghans-Schule (Realschule und Gemeinschaftsschule) haben sich zusammengetan, gemeinsam haben beide Schularten viel Zeit und pädagogischen Sachverstand darauf verwandt, einen gemeinsamen Weg in einem Schulverbund zu gehen. Eigentlich kann uns nichts Besseres passieren, als eine solche Initiative von Schulen zur Zusammenarbeit untereinander, ein Vernetzen auf die Zukunft ausgelegt, ein Nutzen von Synergieeffeekten – ja was wollen wir denn mehr? Das ist doch wirklich ein zukunftsfähiges Konzept, um bestmögliche Bildung für jedes Kind gemäß seiner Begabung in Schramberg anzubieten und gleichzeitig best ausgebildete Facharbeiter für den Industriestandort Schramberg zu gewinnen. Wir müssen den bestehenden Verbund stärken und deutlich machen, dass wir ihn in Schramberg brauchen.

Was macht man anstattdessen? Man redet den Schulverbund schlecht, fordert ständig neue Konzepte und will ihn jetzt sogar auflösen ohne Not und ohne wirkliche Begründung. Es ist auf dem gemeinsamen Weg der beiden Schularten nichts schief gegangen, es gibt keinen Anlass, den eingeschlagenen Weg zu verlassen und doch soll es sein? Das werden wir nicht mittragen!

In § 16 geht es weiter- hier steht, dass die Gemeinschaftsschule grundsätzlich nicht mit einer allgemeinbildenden weiterführenden oder beruflichen Schule verbunden werden kann. Genau das will man aber unter Beschlussvorschlag 2.6 anstreben, wohlwissentlich, dass das rechtlich gar nicht geht! Mit Verlaub- aber das geht nicht. Wir können nicht was beschließen, wo von vorneherein klar ist, dass es nicht zulässig ist.

Unsere Fraktionsgemeinschaft wird aus all den oben genannten Aspekten nicht für den Verwaltungsvorschlag stimmen. Wir halten in jedem Fall am bestehenden Schulverbund der Realschule und der Gemeinschaftschule fest, weil wir den Weg für richtig und erfolgversprechend halten.

Da der Standort Sulgen, wie Herr Kammerer ausgeführt hat, der Standort ist, an dem alle Varianten möglich sind, setzen wir uns dafür ein, dass der bisher bestehende Schulverbund aus Realschule und Gemeinschaftsschule auf den Sulgen kommt. Auf die dort bestehende Infrastruktur und die Nähe zu den beruflichen Schulen gehe ich nicht mehr näher ein, hierzu wurde unsere Position in der Vergangenheit ausreichend dargelegt.

Optimal wäre aus unserer Sicht immer noch die Planung eines Schulgebäudes, in dem die Realschule, die Gemeinschaftschule und die Werkrealschule Platz finden würden. Da dies aber finanziell nicht darstellbar erscheint, möchten wir eine möglicherweise für alle akzeptablen Alternative vorschlagen. Sulgen ist der Standort, der am meisten Entwicklungsmöglichkeiten in alle Richtungen bietet. Wir können dort einen leistungsstarken, zukunftsorientierten Schulverbund entwickeln und ausbauen. Genau deshalb müssen wir diesen Standort für den bisher bestehenden Schulverbund RS /Gemeinschaftsschule nutzen.

Unser Vorschlag ist zudem, die Werkrealschule vom Sulgen ins Tal zu nehmen und im Gebäude der bisherigen Realschule unterzubringen. Der Platz würde hier gut ausreichen und man könnte sich dennoch überlegen, ob einige Räume gemeinschaftlich mit der Berneckschule genutzt werden könnten, beispielsweise der bisherige Anbau an der Realschule. Für das Gebäude an der Graf von Bissingen Str. hätten wir Spielräume, evtl für die Peter Meyer Schule, den den Don Bosco Kindergarten sowie das JUKS.

Zeitlich hätten wir ebenfalls Spielräume und finanziell ebenso. Damit möchte ich unsere Stellungnahme auch schließen und den Geänderten Beschlussvorschlag einbringen.

Beschlussvorschlag der SPD/Buntspecht Fraktionsgemeinschaft

- Der Gemeinderat nimmt den Bericht zur Kenntnis.

- Der bestehende Schulverbund aus Realschule und Gemeinschaftsschule soll in jedem Fall weitergeführt werden

- Der bisherige Schulverbund bestehend aus Realschule und Gemeinschaftsschule geht auf den Sulgen. Dort wird schnellstmöglich mit dem ersten Umbau/Neubauschritt im Bereich des Werkraumpavillons begonnen.

- Die bisher auf dem Sulgen bestehende Werkrealschule zieht ins Tal und wird künftig im Gebäude der bisherigen Realschule untergebracht.

 
 

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