Die SPD hat die Qual der Wahl

Veröffentlicht am 14.10.2012 in Ortsverein
 

Klaus Eisenhardt (von links) und Ergun Can stellten sich nach einer engagierten Diskussion gemeinsam zum Foto.

Schramberg (gn). Die SPD im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen steht vor einer schwierigen Wahl. Mit Ergun Can und Klaus Eisenhardt bewerben sich zwei starke Persönlichkeiten für die Bundestagskandidatur im Jahr 2013. Beide stellten sich in einer öffentlichen Veranstaltung am Dienstag in der Villa Junghans einem Interessierten Publikum vor.

30 Personen waren anwesend, als der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Mirko Witkowski die Veranstaltung eröffnete. Gleich zu Beginn lobte er den in der Sache zwar harten, aber stets fairen Umgang der beiden Bewerber miteinander. Dies zeige was für großartige Menschen die beiden seien. Witkowski freute sich besonders darüber, dass der Oberbürgermeister Thomas Herzog zur Kandidatenvorstellung erschienen war.

Klaus Eisenhardt lobte die Villa Junghans als den wohl schönsten Veranstaltungsort des Wahlkreises. In seiner Vorstellung hob er hervor, dass er für die SPD bei der vergangenen Landtagswahl ein respektables Ergebnis eingefahren habe. Seither betreibe die SPD im Landkreis einen permanenten Wahlkampf. Er selbst möchte das Gesicht der SPD im Kreis werden. Sein Bekanntheitsgrad steige stetig. Für ihn sei es deshalb eine logische Konsequenz, für den Bundestag zu kandidieren.

Ergun Can freute sich darüber, in vertrauter Atmosphäre sprechen zu dürfen. Immerhin lebte er für viele Jahre in Schramberg, bevor er nach Stuttgart zog, wo er inzwischen Stadtrat ist. Ursprünglich stammt er aus Istanbul. Im Sandkasten des evangelischen Kindergartens in Schramberg habe er dann deutsch gelernt.

Er unterstrich die Bedeutung der frühkindlichen Bildung für die weitere Schulkarriere, vor allem von Kindern mit Migrationshintergrund. Genau wie bei ihm beginne für viele Migranten der Bildungsweg im Kindergarten, schon dort werden entscheidende Weichen gestellt. Die SPD müsse sich deshalb für mehr KiTa-Plätze und Ganztagsschulen einsetzen. Er zeigte auf, dass 20 Prozent der Bevölkerung im Wahlkreis einen Migrationshintergrund haben.

Klaus Eisenhardt gab ihm Recht, betonte aber, dass Investitionen in den Bildungsbereich allein nicht zu einer sozial gerechteren Gesellschaft führten. Ohne eine massive Umverteilung von Privatvermögen ginge es nicht. Er setzt auf die Vermögenssteuer und die Erbschaftssteuer.

In der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sieht Ergun Can einen seiner Schwerpunkte. Seit vielen Jahren ist er Mitglied der IG-Metall, seit 2008 Betriebsratsvorsitzender. Er betonte, dass viele Arbeitnehmer sich an der Grenze der Leistungsfähigkeit befänden. Er forderte eine höhere Wertschätzung von Arbeit im Allgemeinen und eine entsprechende Entlohnung. Arbeit dürfe von den Unternehmen nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden. Als Fundament für die Umsetzung seiner sozialpolitischen Ziele sieht er die Zusammenarbeit mit den Belegschaften der Betriebe und den Gewerkschaften. Er ist überzeugt, durch seine Erfahrung als Betriebsratsvorsitzender mehr Kompetenz in Sachen Arbeitspolitik in den Bundestag einbringen zu können.

Beide Kandidaten waren sich darin einig, dass ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 € nur eine Deckelung nach unten sein kann. Klaus Eisenhardt ärgerte sich darüber, dass der Eindruck erweckt würde, mit der Einführung eines Mindestlohns wären alle sozialpolitischen Probleme gelöst. Für ihn sind die Grundlage einer menschenwürdigen Existenz Tariflöhne, die den Arbeitnehmern erlauben, sich und ihre Familien zu ernähren und in ausreichender Weise Vorsorge für das Alter treffen zu können. Er wies darauf hin, dass ein Arbeitnehmer, der nach Mindestlohn bezahlt wird, mit einer Rente von gerade einmal 700 Euro rechnen könne.

Ergun Can nannte als weiteren Schwerpunkt, dass er sich mit den besonderen Strukturen des Wahlkreises auseinandersetze. Er möchte sich für eine zukunftsorientierte Industriepolitik mit sicheren Arbeitsplätzen, Verkehrsanbindungen in alle Richtungen und einem modernen sozialen Wohnungsbau einsetzen. Klaus Eisenhardt fügte dem hinzu, dass der Kreis Rottweil stetig verliere. Behörden würden an anderer Stelle konzentriert, Hochschulen entstünden irgendwo anders, die Zahl der Krankenhäuser ginge zurück. Er möchte deshalb für einen Ausgleich zwischen den Landkreisen sorgen. Ein Herzensthema sei ihm auch, die Energiewende im Wahlkreis auf den Weg zu bringen. Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin sei auf dem besten Weg, die Sache zu verschleppen. Er sieht deshalb die Verantwortlichen in der Kommunalpolitik in der Pflicht aktiv zu werden.

Zum Abschluss der Veranstaltung zeigten sich die Anwesenden begeistert von den Kandidaten. Ein Besucher wünschte sich gar für beide Kandidaten einen sicheren Wahlkreis. Da das aber nicht möglich ist, bleibt es für die SPD bei einer schwierigen Wahl. Entschieden wird in einer Wahlkreiskonferenz am Samstag, 24. November, in Deißlingen-Lauffen. Von den insgesamt 77 Delegierten aller SPD-Ortsvereine aus den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen stellt die Schramberger SPD als größter SPD-Ortsverein im Landkreis Rottweil zehn Delegierte.

 
 

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