Hans Uhse im Alter von 90 Jahren verstorben

Veröffentlicht am 16.07.2022 in Nachruf
 

Hans Uhse

Von Mirko Witkowski und Herbert O. Zinell

Hans Uhse, langjähriger 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Schramberg sowie Gemeinde- und Kreisrat der SPD ist im Alter von 90 Jahren am Freitag, 15. Juli 2022, in Gengenbach in einem Pflegeheim verstorben. Bis zuletzt war er politisch interessiert und verfolgte das Geschehen in Schramberg mit; er pflegte enge Kontakte in seine alte Heimat. Er hinterlässt Sohn Michael und Tochter Jeanette mit ihren Familien. Seine Frau Maria ist bereits im Februar 2011 verstorben. 

Geboren wurde Hans Uhse 1931 in der Nähe von Königsberg. Bevor die Rote Armee einmarschierte, floh Hans Uhse mit seiner Familie Richtung Westen. Eigentlich wollte die Familie zur „Wilhelm Gustloff“, die am 30. Januar 1945 in Gotenhafen auslaufen sollte. „Gott sei Dank haben wir das Schiff nie erreicht“, sagte Hans Uhse. Hätte die Familie das Schiff erreicht, so hätte ihr wohl das gleiche Schicksal gedroht, wie den über 9000 Opfern, die die Versenkung des Schiffs nicht überlebten. Noch einmal unglaubliches Glück hatte die Familie in Dresden, wo sie die verheerenden Luftangriffe nur um Haaresbreite verpasste.

Mit 16 Jahren begann Hans Uhse 1947 in Neumünster eine Lehre zum Maschinenschlosser. Harte Arbeit kannte er damals bereits. Er half kanadischen Truppen nach dem Krieg bei Waldarbeiten aus. 1953 trat er mit 22 Jahren in die SPD ein. Die Suche nach Arbeit verschlug ihn nach Gaggenau zu Daimler-Benz, wo er nicht nur Arbeit, sondern auch den Weg in die Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit fand. Die „gewerkschaftliche Ochsentour“ über Jugendvertreter, Vertrauensmann, Betriebsrat, DGB-Bezirksjugendvertreter wurde schließlich mit der Wahl zum 1. Bevollmächtigen der IGM-Verwaltungsstelle Schramberg im Jahre 1968 gekrönt. Eine Tätigkeit, die Hans Uhse bis 1992 ausübte. Die dazwischenliegenden Jahre waren nicht immer einfach. Hans Uhse traf eine kurz vor dem Konkurs stehende Verwaltungsstelle an und hatte in den Folgejahren gemeinsam mit den Betriebsräten mit den Auswirkungen eines massiven Arbeitsplatzabbaus und vieler Firmenkonkurse im Einzugsgebiet der Verwaltungsstelle zu tun. Angesichts einer anstehenden Massenentlassung bei Junghans kam es beispielweise 1981 zu einem legendären und unter anderem von OB Roland Geitmann und Hans Uhse angeführten Schweigemarsch durch Schrambergs Innenstadt unter dem Motto „Junghans darf nicht sterben“!

Gerade in der Hochzeit der Jusos war Uhse von 1974 bis 1976 SPD-Ortsvereinsvorsitzender und begleitete auch später Funktionen im Ortsvorstand, auch als Kassier des Ortsvereins. Dem Gemeinderat gehörte er für die SPD von 1975 bis 1989 und dem Kreistag von 1971 bis 1979 an. Daneben engagierte er sich bei der AWO, in der Prüfungskammer für Kriegsdienstverweigerer und zehn Jahre als Vorsitzender des Selbsthilfewerks für Arbeitslose, war Vorsitzender im Verwaltungsausschuss des Arbeitsamts, Schöffe für Arbeits- und Sozialrecht. Und dies alles neben einer anstrengenden und verantwortungsvollen Berufstätigkeit, welche selbst auch viele ehrenamtliche Aufgaben wie beispielweise in der Selbstverwaltung der AOK mit sich brachte, der er 20 Jahre als Versichertenvertreter angehörte. Im Ruhestand leistete er 15 Jahre lang Seniorenarbeit.

Nicht zuletzt die aufgeschlossene und tolerante Art von Hans Uhse führte die Beteiligten auch bei politischen Konflikten immer wieder zusammen. „Engagier dich, bleib dabei“ war sein Motto. Das Handtuch zu schmeißen, kam für ihn nie in Frage. Er zeichnete sich nach Auffassung eines damaligen Schramberger Unternehmers durch einen klaren Sachverstand, Kompromissbereitschaft und eine menschlich angenehme Art aus. Hans Uhse hat im Hauptberuf und Ehrenamt viel geleistet, hat aber nicht nur nach Meinung enger Freunde nie abgehoben.

So wurde Hans Uhse im Oktober 2013 beim Jubiläum „125 Jahre SPD Schramberg“ für sein überaus großes Engagement von der Bundes-SPD durch die Verleihung der „Willy Brandt-Medaille“, quasi dem Bundesverdienstkreuz der SPD, anerkannt und ausgezeichnet. Die Laudatio hielt damals Herbert O. Zinell.

Bereits im Jahr 2007 waren Hans und Maria Uhse aus persönlichen Gründen ins Kinzigtal gezogen. Ab Juni 2020 hatte Hans Uhse mit gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen. Er hatte einen Schlaganfall erlitten und in dessen Folge eine linksseitige Lähmung und Sprachprobleme. Unterstützt durch einen Pflegedienst konnte er zunächst in seiner Wohnung bleiben. Nach einem Sturz im April 2021 lebte er in einem Pflegeheim in Gengenbach. Die Trauerfeier ist für Mitte August in Gengenbach geplant.

Hier unser Nachruf.

 

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