Renate Much: "Klinkenputzen für das Kindeswohl"

Veröffentlicht am 06.10.2009 in Kommunalpolitik
 

Auf reges Interesse ist auch die jüngste Sitzung des Arbeitskreises präventive Familien- und Jugendhilfe gestoßen.

Schramberg (rm). Die Unterstützung von Familien durch eine aufsuchende Arbeit ist das Ziel des Arbeitskreises präventive Familien- und Jugendhilfe, der am 30. September in Schramberg-Sulgen getagt hat. Initiiert von der SPD-Gemeinderatsfraktion teilen sich AWO, Kinderschutzbund und die Fraktionsgemeinschaft SPD-Buntspecht die Leitung des Arbeitskreises.

In ihrer Begrüßung freute sich Renate Much von der gastgebenden Fraktionsgemeinschaft SPD-Buntspecht über die zahlreichen Teilnehmer aus den verschiedenen Bereichen der Familien- und Jugendhilfe. Dies zeige doch, wie wichtig der Gedanke einer aufsuchenden Arbeit ist. „Wir müssen Klinkenputzen für das Kindeswohl“ erfordere in Schramberg, ausgehend von den gegebenen Rahmenbedingungen viele Kettenglieder, um möglichst allen Familien durch eine aufsuchende Arbeit Unterstützung geben zu können.

Das Wissen um die vorhandenen Beratungs- und Hilfsangebote wird als eine wichtige Basis vorbeugenden Handelns gesehen. So stellte Margarete Neudeck das Förderzentrum Hören und Sprechen der Stiftung St. Franziskus für entwicklungsauffällige Kleinkinder vor. In dieser Arbeit sei einerseits das möglichst rasche Einsetzen der Förderung wichtig, andererseits sieht Frau Neudeck einen Schwerpunkt der Arbeit darin, Eltern aufzufangen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie mit der Behinderung des Kindes umgehen können. Ein Team von Sozialpädagogen der Peter-Meyer-Schule, der Wittum-Schule in Schramberg und der Jakob-Mayer-Schule in Dunningen bieten Frühberatung für entwicklungsauffällige Klein- und Vorschulkinder, so Michael Kasper, Rektor der Peter-Meyer-Schule. Angesprochen durch Kindergärten oder Beratungsstellen können sie gemeinsam mit den Eltern gezielte oft über mehrere Jahre dauernde Fördermaßnahmen durchführen. Auch er betonte, dass eine möglichst frühe Betreuung den Kindern den Weg in die Grundschulen ermögliche.

Irene Moosmann und Anita Aberle-Schwenk stellten den Verein „Bürger für Bürger“ e.V. aus Tennenbronn vor. Ziel sei, sofort tatkräftig Hilfe zu leisten, wenn sich in einer Familie eine Notlage auftue. Nach Schicksalsschlägen, wie Hofbränden, Todesfällen von Eltern aus jungen Familien wollen sie die Zeit überbrücken, bis von offizieller Seite Hilfen greifen. Das zweite Standbein des Vereins, das Ferienbetreuungsprogramm, entstand vor 16 Jahren, als nach dem Konkurs einer Firma den Familien die Mittel für eigene Ferienplanungen fehlten. Der Arbeit des Vereins wurde einhellig großer Respekt gezollt.
Bildungshaus 3-10 (Modell einer Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule) und Quobile (trägerübergreifende Qualifizierungsoffensive für Bildung und Erziehung in Schramberger Kindergärten) wurden kurz vorgestellt, als Ausgangspunkt für eine lebhafte Diskussion um die Frage, welche Entwicklung den Kindern eigeräumt wird. Moderiert von Hans Jörg Fahrner wurde ein breites Spektrum um Erziehung und Bildung angesprochen. Für Hans-Jörg Langendorf war es wichtig, dass das ganze Kind im Entwicklungsprozess mitgenommen werden muss, „nicht nur der Kopf, sondern auch die Seele“. Udo Neudeck beschrieb seine Bedenken gegenüber der aktuellen Bildungspolitik mit dem Bild der „neuen Zwei-Klassen-Gesellschaft, die der Erzogenen und die der Unerzogenen“. Nur ein gut sozialisiertes Kind könne auch gut gebildet werden. Die anwesenden Erzieherinnen und Kindergartenleiterinnen vieler Schramberger Kindergärten beschrieben die ganzheitliche Sicht auf das Kind. Die scheinbare Überbewertung des Bildungsbegriffs resultiert für sie aus einer bisherigen Vernachlässigung dieses Aspekts. Da das einzelne Kind mehr gesehen wird, kann es besser dort abgeholt werden, wo es steht. Dies führe zu einer anderen Art des miteinander Umgehens. Die positiven Rückmeldungen seitens der Eltern belegen, dass diese sich in die Arbeit einbezogen fühlen. Für die Erzieherinnen stellt sich aber auch die Frage nach der Schaffung besserer Rahmenbedingungen, z.B. mehr Zeit für das einzelne Kind. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen sei Sache der oberen Behörden, die Bildung als Prävention erkennen müssen, so Langendorf.

Hans Jörg Fahrner resümierte, dass Quobile der richtige Ansatz für Schramberg ist. Der Anspruch des Arbeitskreises sei, die Schwierigkeiten bei der Umsetzung zu transportieren.

Reiner Urner und Werner Kaufmann problematisieren den Aspekt der Arbeit mit Familien, in denen Erziehung vernachlässigt werde. Dies soll im nächsten Arbeitskreistreffen am 14. April 2010 um 19.30 an der Berneckschule in Schramberg aufgegriffen werden.

 
 

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